Peking, 01.-09.06.2011

3radpoli

Peking: 01.06.2011, bei der Bezirkspolizei in Tongzhou
Wir rasten mit dem Dreirad-Taxi, oder Schuhkarton auf 3 Rädern durch Tongzhou. Ich musste zur Polizei um den Diebstahl meines Portmonees zu melden. Damit konnte ich in Hamburg neue Papiere beantragen, Personalausweis und Führerschein. Bei der Polizei angekommen, mussten wir uns erst einmal durchfragen, wo wir die Anzeige hätten aufgeben müssen. Das Revier machte einen sehr schmuddeligen und primitiven Eindruck. Viel Zettelwirtschaft, alles noch mit der Hand geschrieben, doppelt und dreifach. Es gab zwar einen Computer, der druckte aber nur die Antragsformulare aus. Mein langer Name wurde zu einem Problem. Chinesische Namen sind nicht so lang. Damit das Formular meinen Namen aufnehmen konnte, musste man es im Computer anpassen. Das ging so drei, vier mal, bis es die richtige Breite hatte. Yi half immer wieder, meinen Namen und
die Adresse vorzuschreiben. Stets kamen neue Polizisten dazu, die etwas zu meinem Fall aufgeschrieben hatten. Einer ging an einen Stahlschrank und holte ein leicht vergilbtes, langes, dickes Heft heraus, 2 mal eingeklappt. Er musste es auf den Tisch legen und der Breite nach auseinander klappen. Zum Vorschein kam ein Formularheft poliprotomit drei gleichen Formularen. Was er schreiben musste, musste er gleich dreimal machen. Der eine Teil verblieb im Heft, die beiden anderen Formulare musste er fein säuberlich abreißen, alles zusammen klappen und wieder im Stahlschrank deponieren, in dem ein ganzer Schwung von diesen Heften lag. Ein weiterer Polizist verfaßte handschriftlich die Diebstahlmeldung für Hamburg, mit Stempel und Unterschrift versehen. Bis wir wieder draussen waren, war eine Stunde vergangen. Das Inventar bei der Bezirkspolizei wäre in Deutschland schon lange auf dem Sperrmüll gelandet, mit Möbeln und allem was dazu gehört: Schreibtische mit ausgerissenen oder hängenden Türen, kaputte Stühle, schiefe Schubladen, verdreckte Fensterscheiben und Wände, die vor 20 Jahren den ersten und letzten Anstrich hatten.
Es fehlt der Sinn für Sauberkeit und Ordnung. Und noch etwas: In China ist das Rauchen in den Büros und den öffentlichen Gebäuden eigentlich verboten. Trotzdem wird überall geraucht, überall liegen die Kippen herum. Es war wirklich nicht einladend auf dieser Polizeistation.

Anschließend waren wir bei Mc Donald. Zwischen 12:00 und 14:00 Uhr ist es immer voll, dann ist alles 15% billiger. Heute, am Weltkindertag, besonders proppevoll. Die Kinder waren heute besonders gut drauf, sie lieben Mc Donald. Hier gibt es keine Stäbchen und aus der Hand schmeckt es eben besser. Wir hatten unser Standard Menü bestellt: Chicken Wings, Cola, Pommes und Softfruchteis. Haben aber nur Eis, Pommes und Cola verzehrt. Die Chicken Wings haben wir dann abends gegessen. Die Polizei aus Wuhan rief noch an. Sie werde morgen früh mit Chunmei auf die Bank gehen, um die 6500 €,
die sie mir noch schuldete, auf das Konto von Yi zu überweisen. Es hätte leider länger gedauert, weil die Bank noch Euros hätte besorgen müssen. Es würde alles etwas umständlicher werden: Erstens müssten sie die Euros von der Bank abheben, dann in Yuan tauschen, um dann die Yuan für die Überweisung einzahlen zu können. Sie baten Yi ihre Kontonummer morgen früh per SMS zu bestätigen.

Peking: 02.06, Polizei von Wuhan
Heute morgen sind wir mit dem Roten Dreirad-Taxi zur Bank gefahren, um die Kontonummer von der Bankrotestaxi1 für die Polizei per SMS zu bestätigen. Danach ließen wir die “Anzeige gegen unbekannt” ins deutsche übersetzen, denn in Hamburg würde wohl keiner in der Behörde chinesisch können. Waren dann noch im Wal-Mart einkaufen, die tollen Crepes schmecken einfach lecker. Es ist jetzt 18:41 Uhr und wir haben immer noch 33° Grad. Der Schweiß nimmt seinen Lauf, die Aircondition in den Bussen und Subways lassen einen erstarren, man steht voll im kalten Wind. Und dann ist der Schnupfen da.

Peking: 03.06.2011, Yis erste Fahrstunde mit Automatic
Wir sind mit dem Bus nach Dawanglu gefahren. Nach 7 Jahren Führerscheinbesitz und keinerlei Fahrerfahrung wollte Yi heute ihre erste Fahrstunde nehmen. Sie wollte mit Automatik fahren. Es dauerte lange bis wir überhaupt ein Fahrschulauto mit Automatik fanden. Wir wurden vom Fahrlehrer von der Bushaltestelle abgeholt. Er fragte Yi, ob sie schon fahren wolle, aber sie schüttelte nur mit dem Kopf. Sie war doch zu unsicher. Wir fuhren in ein ruhiges Industriegebiet, mit einem großen leeren Parkplatz. Hier tauschten sie die Plätze. Er erklärte das Auto, Licht, Bremse, Blinker, die Automatik. Das dauerte eine halbe Stunde. Und dann es ging los. Langsames anfahren - ging ganz gut, ist bei Automatik auch kein Problem. Etwas schwieriger wurde es bereits die Spur zu halten - mal links, mal rechts, aber nie so richtig geradeaus. Yi wurde sehr abgelenkt. Der Fahrlehrer redete fortwährend auf sie ein. Sie konnte sich nicht so richtig auf die Straße konzentrieren. Rückwärts parken ging einigermaßen. Einige
Fahrtrichtungsanweisungen gab er, die sebst ich nicht so ganz verstand. Zum Beispiel
das links einfahren in den Kreisverkehr. Sie halten es nicht so wichtig mit den Verkehrsregeln. Wie ich das so sehe, braucht sie noch einige Zeit, um mit den 4 Rädern und der Fahrtrichtung fertig zu werden. Die Zeit wird zeigen, wie es weitergeht. Es ging nicht weiter. Zum einen hatten wir keine Zeit, denn wir mussten unsere Rundreise durch China vorbereiten, und zum anderen flögen wir Ende Juni wieder nach Hamburg zurück.
Der Fahrlehrer brachte uns zur Subway und wir fuhren zum Übersetzungsbüro.
Die Übersetzung war OK. Und es ging dann zurück nach Tongzhou mit Bahn und Bus.


Peking: 07.06.2011, die Resident Abteilung
In der Zwischenzeit hatten wir schon einige Reisevorbereitungen getroffen. Lisa, Yis
Tochter aus Amerika, war gekommen, um mit ihrem Sohn Urlaub zu machen. Sie
wollte eigentlich mit uns nach Lhasa fliegen, hatte es sich dann anders überlegt. Heute musste ich um 9:00 Uhr zur Polizei, um mir eine Aufenthaltsbescheinigung ausstellen zu lassen. Mit dem Taxi sind wir durch halb Tongzhou gefahren. Die Fahrt ging durch schmale enge und nicht asphaltierte Gassen. An den Hauswänden lagen gestapelt Ziegelsteine. Alle 200m Waschräume mit Toiletten. In den alten Häusern gibt es keine Sanitäranlagen. So haben wir uns regelrecht bis zum Bezirksamt durchgeschlengelt. Wir hielten auf einem Parkplatz, der im Innenhof lag. Das eine Gebäude war die Polizeistation das andere war das Melde- und Standesamt. Wir mussten ins Meldeamt. Hinter einem langen Tresen saßen junge Beamtinnen und musterten mich. Nachdem ich meinen Pass abgegeben hatte, kam Leben in die Bude. Mein Pass wurde hin- und hergereicht und mehrfach durchgeblättert. Man drückte mir einen chinesisch und englisch verfassten Flyer in die Hand. residentAls Ausländer hätte ich mich gleich melden müssen andernfalls drohe mir eine Geldstrafe. Nun war ich aber schon 3 Monate in China und hatte keine Ahnung davon. Eine der Beamtinnen nahm ein Heft, in denen sich Vordrucke der Anmeldungen befanden. Sie riß 2 Seiten heraus und legte sie in den Drucker, während eine andere am Computer saß, und meine Daten eintippte. Die Resident Abteilung hatte alles registriert. Das hat gut 1:30 Stunden gedauert. Während wir unterschrieben wurden wir gefilmt, wie Politiker beim Unterzeichnen von wichtigen Verträgen.

Hurra! das Geld ist da. Wir haben es geschafft, Yi und die Polizei in bankteleWuhan haben das Geld, was ich Chunmei für die Deutsche Botschaft geliehen hatte, zurück bekommen, ohne Anwalt und ohne Kosten, aber mit viel Schreiberei und Telefonaten. Herr Krems wird noch ein Schreiben von mir bekommen, und dann ist das Thema Deutsche Botschaft für mich durch. Ein neues Kapitel fürs Internet als Hilfestellung für Leidtragende und mit Tipps. Unsere Reise durch China ist somit gerettet und wir können stressfrei reisen. Wir waren dann auf der Bank um das Geld abzuholen, mussten aber wieder lange warten bis wir an der Reihe waren, so habe ich mir die Wartenden angesehen wie sie ihre Zeit verbrachten. Die einen spielten mit dem Handy oder lasen die bankphaseNachrichten, oder man probierte es mit einer Art Kopfmassage; immer bei geschlossenen
Augen, mit der flachen Hand auf den Kopf schlagen, sprichwörtlich: Die Zeit totschlagen. Wir kamen an die Reihe. Yi musste sich mit ihrer Bankkarte identifizieren, um das Geld zu bekommen es waren dann ca. 59.900, RMB. Es dauerte dann eine ganze Weile, bis wir das Geld in den Fingern hatten. Es wurde zig mal durchgezählt und durch die Zählmaschine geschickt, es war ein hoher Stapel; Geld es gibt hier nur in 100 RMB Scheinen. Nachdem wir das Ganze sicher verstaut hatten, nahmen wir uns ein Taxi und sind mit zitternden Knien nach Hause gefahren.

Peking: 08.06.2011, Reisebüro CITS und Hot Pot Essen
Heute war Zahltag, zum einen haben wir auf der Bank 20.000 RMB eingezahlt (4,75%) für drei Jahre Fest. Dann sind wir mit Bus und Bahn weiter zum Reisebüro gefahren um den Rest von 21.140,- RMB für die Reise zu bezahlen. Meine Einreise nach Lhasa war immer noch ein großes Fragezeichen. Wir wurden nett von Herrn Zhong Xin empfangen und er hat uns noch kleine Tipps gegeben, die wir dankend angenommen hatten. Die Reiseunterlagen wollte er noch fertig machen und uns dann Morgen per E-Mail zuschicken. Wenn er etwas über die Einreise nach Lhasa in Erfahrung gebracht hätte würde er es uns mailen. Wir waren noch in einem Copyshop, um für die Polizei ein Dankesplakat machen zu lassen. Auf diesem littlehopotpkg1 Wege bedankt man sich in China, und die Polizei war Stolz mir geholfen zu haben. Es wird einen Ehrenplatz an der Wand bekommen, so dass es jeder sehen kann. Am Abend waren wir mit Lisa, und der Familie im Little Sheep Restaurant. Hot Pot war wieder angesagt; in einem Ying-Yang Topf gab es eine scharfe und milde Suppe zum garen, es war wie immer zu viel. Für eine Freundin in Hamburg besorgte ich noch 6 Paar Stäbchen.

Peking: 09.06.2011, Dankes-Plakat für ein Jahr Arbeit
Die Akte Chunmei konnte heute geschlossen werden. Wir schickten plakatDanksagungen
an die Polizei. Das große Plakat für den Chef
(Wuhan-Präsidium) mit Schokolade, für
die Ortspolizei Brief und Schokolade, und die Standesamtpolizei erhielt auch Schokolade. Kleine Geschenke sind in China üblich und machen die Menschen glücklich, oder wie Yi sagt: Sie lachen. Das ganze hat mit Unterbrechungen jetzt 1 Jahr gedauert. Aber wir waren erfolgreich. Wir erhielten die Unterlagen für unsere Reise, alles klar, nur mit Tibet gab es noch kein OK. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 


Eines wollte ich immer noch erwähnen. Die Luft in Peking ist staubig und trocken.
Ein Beispiel: wenn ein Wassertropfen auf den Boden fällt, kann man wenig später einen Staubabdruck sehen. So ist es auch kein Wunder, wenn die Pekinenser viel auf die Straße spucken: Zuviel Dreck im Mund. Es ist noch nicht solange her, da gab es hierzulande auch noch Spucknäpfe.

© bild und text k.völker

       
 
Share |